Versicherungs-Chinesisch endlich verständlich

Zusammengestellt von Rita Lansch, aktualisiert von Steffen Weyer

Prämie, Beitrag

Preis für eine Versicherung

Prämien- oder Beitragseinnahme, brutto oder netto

Die gesamte Beitragseinnahme gilt als Umsatz eines Versicherers („brutto“/“netto“ = vor/nach Abzug der Aufwendungen für die Rückversicherung). „f.e.R.“ = für eigene Rechnung, d.h. nach Verrechnung der Rückversicherung.

Verdiente Beiträge

Versicherungspolicen laufen nicht zwingend von Januar bis Dezember. Die überhängenden Beiträge müssen abgegrenzt werden. Der Umsatz, der nach dieser Abgrenzung tatsächlich noch auf das betreffende Geschäftsjahr entfällt, nennt sich entsprechend „verdient“.

Versicherungsleistung

Das, was der Versicherer im Schadenfall auszahlt. Manche Versicherer subsumieren darunter allerdings auch die von ihnen vorsorglich gebildeten Rückstellungen für künftige Schadenzahlungen. Das hört sich nach „mehr“ an.

Versicherungstechnisches Geschäft

Hierbei handelt es sich um das operative Ergebnis. Das ist der Ergebnissaldo von Einnahmen (Beiträge) und Aufwendungen (Versicherungsleistungen, Vorsorge für künftige Schäden, Verwaltungs- und Abschlusskosten) des Versicherungsgeschäfts.

Nur bei den Lebens- und Krankenversicherern werden richtigerweise die Erträge und Aufwendungen aus der Anlage der Beitragsgelder an den Kapitalmärkten mit in die v.t.-Rechnung einbezogen. Bei Schaden- und Unfallversicherern zählen die Kapitalerträge und -aufwendungen zum nicht-v.t. bzw. allgemeinen Geschäft. Das ist sachlich nicht zu rechtfertigen, weil sich die Anlage der Gelder zwangsläufig aus der Vorauszahlung der Versicherungsbeiträge ergibt. Vorsicht: Wenn ein Versicherer von technischen Verlusten, Versicherungsverlusten oder roten Zahlen z.B. in der Autoversicherung spricht, meint er in der Regel das reine Versicherungsgeschäft ohne die Gewinne aus der Anlage der Autoversicherungsbeiträge. Versicherungssparten, die häufig solche „Verluste“ ausweisen, sind oft gute Zinsträger, d.h. sie können lange am Kapitalmarkt angelegt werden, weil die Abwicklung von Schäden sich hinzieht. Das ist in der Auto-Haftpflichtversicherung nicht anders als in den meisten gewerblichen Versicherungen.

Verwaltungskosten

Darunter verstehen die Versicherer alle im Zusammenhang mit dem Betrieb einer Versicherung anfallenden Kosten, mit Ausnahme der Abschlusskosten (siehe dort). Zum Beispiel: Kosten für Mitarbeiter und Büromaterial. Die Kosten für die Bearbeitung von Schäden wird hier nicht erfasst, sondern unter den Versicherungsleistungen.

Abschlusskosten

Darunter fallen hauptsächlich die Provisionen für Vertreter und Makler, aber auch die Kosten der Antragsbearbeitung. Gesellschaften, die ohne Vertreter verkaufen, haben in der Regel sehr niedrige Abschlusskosten. Doch Vorsicht: Sie haben dafür oft einen höheren Werbeaufwand. Dieser fließt jedoch in die allgemeinen Verwaltungskosten ein. Zum Vergleich müssten beide Positionen eigentlich zusammen genommen werden.

Versicherungstechnische Rückstellungen

Sämtliche Rückstellungen (Passivseite der Bilanz), die ein Versicherer benötigt, um seinen Verpflichtungen gegenüber den Kunden nachzukommen. Insbesondere: die Deckungsrückstellung in der Lebensversicherung. Dort wird das Geld für die Kunden angesammelt und verzinst. Ähnlich funktioniert in der Krankenversicherung die Alterungsrückstellung. Sie leistet die Vorsorge für das mit zunehmendem Alter steigende Krankheitsrisiko. In der Schadenversicherung weist die Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle aus, wie viel der Versicherer noch für Schäden zu bezahlen hat, die bereits eingetreten sind (Im Verhältnis zu den Beiträgen ergibt sich daraus die Schadenquote). Die Schwankungsrückstellung ist ein deutsches HGB-Phänomen. Sie gleicht über einen Zeitraum von 15 Jahren gute und schlechte Jahre in einer Versicherungssparte aus. In guten Zeiten muss reserviert werden, in schlechten wird aufgelöst. Nach den angelsächsischen Bilanzierungsrichtlinien IAS und US-GAAP fällt die Schwankungsrückstellung dem Eigenkapital zu.

Abwicklungsergebnis

Ist für einen Schaden eine höhere Summe zurückgestellt worden, als am Ende nötig war, entsteht ein Abwicklungsgewinn – umgekehrt ein Abwicklungsverlust.

Bewertungsreserven oder stille Reserven

Das ist die Differenz zwischen dem Wert der Kapitalanlagen zu Buchwerten (Bilanz) und zu Marktwerten. Früher wurden sie nicht gezeigt. Heute ist es Pflicht, die Bewertungsreserven zumindest in einer Summe zu nennen (Anhang). Die Differenz ergibt sich aus dem Niederstwertprinzip. Das besagt, dass die Versicherer den niedrigsten Wert (vom Zeitpunkt der Anschaffung an) in der Bilanz ansetzen müssen. Steigt der tatsächliche Wert, entstehen die so genannten stillen Reserven, auch Bewertungsreserven genannt. Allerdings haben die Versicherer das Recht erhalten, vom Niederstwert-Prinzip abzuweichen, wenn die Kapitalanlage als langfristig angesehen wird.

Direktes Geschäft und indirektes Geschäft

Das ist das „normale“ Versicherungsgeschäft im Gegensatz zum „indirekten Geschäft“. Letzteres ist nichts anderes als wenn ein Erst-Versicherer einen anderen Versicherer, beispielsweise aus dem Konzern, versichert. Im Grunde ist es also das Rückversicherungsgeschäft eines Erst-Versicherers.

Erst- und Rückversicherung

Der Erst-Versicherer wie Ergo oder Huk Coburg versichert Privatleute und Firmen. Der Rückversicherer, weltgrößter ist die Munich Re, versichert Erst-Versicherungsgesellschaften. Rückversicherer sind eine Art Großhändler in Sachen Versicherungsschutz. Ohne sie könnten Großrisiken wie Naturkatastrophen gar nicht versichert werden. Sie beteiligen sich weltweit an ähnlichen Risiken, um einen möglichst breiten Ausgleich zu erreichen.

Direktversicherung

Das sind die normalen Erst-Versicherer, die ohne Vertreter verkaufen, wie die Cosmos. Es gibt nur noch wenige lupenreine Direktversicherer. Etliche, wie Huk, HDI, VHV, Hannoversche Leben, haben inzwischen Geschäftsstellen eingerichtet. Sie gelten üblicherweise jedoch trotzdem noch als Direktversicherer, da sie nach wie vor weitgehend auf Vertreter verzichten.

Rechnungszins

Das ist die Verzinsung, auch Garantiezins genannt, mit der der Lebensversicherer die Sparbeiträge seiner Kunden mindestens verzinsen muss, um am Ende auf die von ihm garantierte Versicherungssumme zu kommen. Seit Anfang 2022 gilt ein Rechnungszins von 0,25%. In den Beständen der Versicherer befinden sich aber noch reichlich ältere Policen über 3,5% und 4%.

Rohüberschuss

Das ist der gesamte in der Lebensversicherung zur Verteilung anstehende Gewinn. Er errechnet sich aus der Direktgutschrift plus der Zuführung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung plus dem Jahresüberschuss.

Gewinnbeteiligung oder Überschussbeteiligung

In der Lebensversicherung steht den Kunden eine Beteiligung am Gewinn zu: Laut Gesetz müssen es mindestens 90% der Netto-Kapitalerträge sein. Auch in der Krankenversicherung gibt es eine Beteiligung der Versicherten an den Überschüssen.